Für Ihre Persönliche Spiritualität

Anregungen & Impulse

Hier finden Sie einige Wochenimpulse der vergangenen Monate.

WOCHENIMPULS                                                         

Jede Woche schreiben Seelsorger:innen aus dem Pastoralen Raum Koblenz im Lokalteil der Rheinzeitung und im LokalAnzeiger einen Kurztext. Die Texte, die uns von den Verfasser:innen zur Verfügung gestellt werden, sind hier veröffentlicht. Lassen Sie Ihre Gedanken anstossen und den Glauben mit dem Alltag verbinden.

dankbarkeit

Peter Alt, 10. Setember 2024

Zu den ersten Wörtern, die man Kleinkinder sprechen lehrt - zumindest war es früher mal so -, gehören auch die Wörter „bitte“ und „Danke“. Mit den Wörtern macht man deutlich, dass nichts selbstverständlich ist und dass es zu gutem Anstand dazu gehört, nicht einfach etwas zu fordern sowie für Empfangenes dankbar zu sein.

Ich habe den Eindruck, dass es vielen Menschen leichter fällt, zu danken, als um etwas zu bitten. Denn wenn ich jemanden um etwas bitte, dann zeige ich ja, dass ich auf andere angewiesen bin, dass ich eine Sache allein nicht schaffe. Damit gestehe ich meine Schwäche oder Unvermögen ein. Wenn ich niemanden bitte, dann zeige ich meine Stärke, die ich aber vielleicht gar nicht habe.

Wenn ich jemanden um etwas bitte, dann habe ich das Gefühl, in der Schuld des oder der anderen zu stehen oder ihm bzw. ihr lästig zu werden. Also versuche ich allein mit den Dingen fertig zu werden. Irgendwie werde ich es schon schaffen.

Ein solches Denken führt zu immer größerem Individualismus. Jeder und jede kümmert sich dann nur noch um sich selbst, ohne andere mit ins Boot zu nehmen.

Ich bin neulich auf eine schöne Geschichte gestoßen, die uns lehrt, andere um einen Gefallen zu bitten. Denn richtig toll werden die Dinge, die gemeinsam entstehen.

Der Bär fragt den Vogel: „Kannst du mir ein bisschen Honig besorgen? Die Wabe hängt so hoch.“

„Klar, es muss nur jemand die Bienen ablenken“, antwortet der Vogel und fliegt zur Blume.

„Kannst du ein bisschen duften und die Bienen anlocken?“

„Klar, es muss nur jemand das Pferd füttern, damit es mich nicht frisst. Es hat auch eine gute Nase“, antwortet die Blume und ruft den kleinen Jungen.

„Kannst du das Pferd ablenken, dass es mich nicht frisst?“

„Klar, ich brauche nur eine Möhre“, antwortet der Junge und fragt die Maus.

„Kannst du mir eine Mohrrübe ausbuddeln?“

„Klar, ich brauche nur jemanden, der die Katze im Auge behält, dass sie nicht nach mir schnappt“, antwortet die Maus und hoppelt zum Bären.

„Könntest du die Katze in Schach halten?“

„Klar antwortet der Bär. „Ich warte sowieso auf meinen Honig“.

Und der Bär setzt sich unter den Apfelbaum, so dass die Maus eine Möhre ausgraben kann, und der Junge das Pferd füttert, und das Pferd die Blume verschont, und die Blume die Bienen anlockt, und die Bienen sich die Fühler

putzen und den Nektar schlecken, und der Vogel ein bisschen Honig klaut, und der Bär sich am Ende genüsslich seinen Bach reibt. Und alle haben einen sehr vergnüglichen Nachmittag. (aus „Soviel du brauchst“ von Susanne Niemeyer)

 

Aber nicht nur unsere Mitmenschen dürfen wir bitten, für uns etwas zu tun, sondern auch unseren Gott. Jesus lehrt es uns. So lesen wir bei Matthäus 7,7-11: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt, wer sucht, der findet, wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch einer, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.

Mit mut und Freude weiter

Ralf Braun, 02. August 2024

Das Brüderhaus St. Josef im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur feiert in diesem Jahr den 125. Jahrestag der Grundsteinlegung. 1899 begann man auf dem Gelände, das damals noch außerhalb der Stadt lag, mit dem Bau des Krankenhauses.

Ein besonders einschneidendes Ereignis für das Brüderhaus war der Bombenangriff auf Koblenz vom 19. Juli 1944, vor genau 80 Jahren. Ziel des Angriffs war die militärisch und wirtschaftlich bedeutsame Infrastruktur von Eisenbahn und Schiffsverkehr. Getroffen wurden weitaus größere Gebiete innerhalb der Stadt. Es waren 74 Tote und 112 Verletzte zu beklagen. Und ein zerstörtes Krankenhaus, das jetzt nicht mehr für die Versorgung der Verletzten zur Verfügung stand.

Dieser Jahrestag ist für das Brüderhaus Anlass zu einer Ausstellung, in der Fotos des zerstörten Krankenhauses mit Aquarellbildern von Shadi Nseir korrespondieren. Dieser war Dozent an der Kunstakademie in Damaskus und floh vor 7 Jahren aus seinem Heimatland Syrien nach Deutschland. Die Ausstellung schaut also nicht nur zurück auf das damalige Ereignis, sondern holt die gegenwärtige Weltsituation vor Augen. Seine Erfahrungen von Krieg und Flucht verarbeitet Shadi Nseir in Bildern. Aber er tut es auf eine erstaunliche Weise, fast fröhlich, in ansprechenden Farben und Formen. Er orientiert sich dabei an der Bildsprache der Ikonen und nimmt ein Motiv auf, dass in seiner Heimat Ausdruck für Freude und Leid ist: den Tanz. Seine Bilder sprechen die deutliche Sprache der Zuversicht. Shadi Nseir bleibt nicht stehen bei den grausamen Erfahrungen, sondern transformiert sie auf geradezu leichte Art in eine Perspektive der Zukunft und Hoffnung, die Mut macht. Hier drückt sich in Bildern aus, was auch das Leitwort des Jubiläumsjahres aus der Feder des seligen Bruder Peter Friedhofen sagt: „Mit Mut und Freude weiter!“

Die Ausstellung kann bis zum 22. September im Brüderhaus besucht werden.

Mehr als nur Theater

Alois Wehrhausen, 01. August 2024

Drei Schulen, zwei Bundesländer und 24 Schülerinnen und Schüler aus sieben Nationen mit und ohne Fluchterfahrung trafen sich in Saarbrücken mit Unterstützung des Bistums Trier zu einem Sommer – Theatercamp.

Zwei Koblenzer Berufsbildende Schulen, die Carl-Benz-Schule und Julius-Wegeler- Schule zusammen mit dem Willi-Graf-Gymnasium Saarbrücken.

Die Jugendlichen hatten ein Ziel, ein gemeinsames Theaterstück nach dem Lied „Wie ein Komet, der zweimal einschlägt“ von Apache 207 und Udo Lindenberg zu schreiben und zu proben.

 

Da kommen Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammen, es wird Deutsch, Dari, Farsi, Ukrainisch, Armenisch, Kurdisch und Arabisch gesprochen. Sie erzählen sich Geschichten aus ihren Heimatländern, sie tauschen miteinander ihr bisheriges Leben aus.

In gemeinsamen Interviews am Anfang des Theaterstückes erzählen sie über Flucht, Vertreibung, Hunger, Angst, Alleinsein und Zukunftsvisionen. Unterschiedliche Gefühle werden wach, da mischt sich Trauer in Angst, Hoffnung in Zuversicht und Alleinsein in Solidarität.

Gelegentlich fließen beim Erzählen der Geschichten auch Tränen, denn manche Fluchterfahrungen sind schwer auszuhalten.

Ein Jugendlicher erzählt, wie er der brennenden Hölle des Flüchtlingslagers auf Lesbos entgangen ist.

 

Erde – Heimat und der Komet, all das dient um Lebenserfahrungen und Lebensängste in eine Performance zu verwandeln.

 

Und so heißt es im Lied von Apache 207 und Udo Lindenberg:

„Und wenn ich geh, dann so, wie ich gekommen bin

Wie ein Komet, der zweimal einschlägt

Vielleicht tut es weh, doch will auf Nummer sicher geh´n

Dass ich für immer leb, lass uns nochmal aufdreh´n

Lass uns nochmal aufdreh´n

 

Im Theaterstück werden alle Ängste, Hoffnungen und Träume der Jugendlichen verarbeitet. Jeder verarbeitet es auf seine Weise.

In dieser einen Woche ist ein Stück Hoffnung, ja Himmel auf Erden entstanden. Hier wurde nicht nur ein Theaterstück eingeübt, hier wurde Solidarität, Mitmenschlichkeit, Vertrauen und Frieden gelernt.

 

Es geht doch, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und Länder gemeinsam diesen Planeten erhalten, gestalten und wenn nötig, retten können. Nur durch Zusammenhalt und Verständnis können wir diese Welt menschlicher und friedlicher gestalten.

Auf jeden Fall ist es uns in dieser Woche gelungen – und das ganz ohne Lehrplan!

 

Übrigens! Premiere ist am 10. September beim Willi-Graf-Empfang des Katholischen Büros Saarbrücken.

Schubladen

Helmut Kusche, 12. Juli 2024

In unseren Büros haben wir in unseren Schreibtischen viele Schubladen. Wir brauchen sie, um Schreiben abzulegen, Schreiben und Akten einzuordnen, also um Ordnung zu schaffen. Das ist eine große Hilfe.

Leider gebrauchen wir auch in unserem Zusammenleben „Schubladen“, in die aber wir Menschen einordnen. Das klingt dann z.B. so: „Der ist so – karrieregeil, geht über Leichen“. Oder: „Die Flüchtlinge wollen sich nur in unserer sozialen Hängematte ausruhen“. Oder „Wer einmal im Knast gesessen hat, dem kann man nicht trauen“.

Oder Menschen machen die Erfahrung, dass sie auf ihre Herkunft oder ihre Vergangenheit festgelegt werden. Für die einen ist es eine Hilfe, um im Leben einen guten Schritt voranzukommen Für andere ist es ein großes Hemmnis. Ihre Jugendsünden werden ihnen zum Verhängnis. Dadurch werden ihnen manche beruflichen Wege verschlossen, weil man - wie es gesagt wird, - nie weiß ob der Betreffende wirklich clean und geläutert ist.

Oft sind es auch Vorurteile, durch die Menschen Wege versperrt werden, durch die sie in eine Schublade gesteckt sind. Da bewirbt sich ein junger Mann um eine Ausbildungsstelle oder eine junge Frau um eine Arbeitsstelle. Aber aufgrund ihrer Adresse, die in einer Gegend liegt, die als sozial schwierig angesehen wird, sind sie gebrandmarkt. Sie erhalten deswegen eine Ablehnung und man teilt ihnen nur mit, dass die Stelle leider schon vergeben sei.

Ähnlich ist es oft bei der Wohnungssuche. Da entscheidet ein ausländisch klingender Name oder ein ausländisch wirkendes Aussehen darüber, ob jemand überhaupt eine Chance hat, eine Wohnung zu bekommen.

So werden Menschen durch Vorurteile abgelehnt und ausgeschlossen und andere auf ihre Vergangenheit festgelegt. Sie werden in eine Schublade gesteckt. Und aus dieser kommen sie nicht heraus. Da wird nicht gefragt: Wer ist dieser Mensch wirklich? Was ist sein Lebenshintergrund? Warum handelt er gerade so? Ein Schubladendenken also.

Das ist eine Demütigung und Verletzung ihrer Würde. Es werden ihnen Lebensmöglichkeiten genommen, berufliche Perspektiven verschlossen und gesellschaftliche Anerkennung versagt.

Es zeigt sich: Wir verlieren oft aus dem Blick, was das Grundgesetz uns sagt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch Jesus Christus wirbt in seinem Wirken, in seinen Worten und besonders im Gebot der Nächstenliebe dafür, Menschen nicht in Schubladen zu stecken, sondern wie er jeden Menschen anzunehmen wie er/ sie ist, in unserem Urteil über ihn/sie auf seine je eigene Lebenssituation zu schauen, ihn in seiner persönlichen Lebenssituation ernst zunehmen, ihn als Mensch mit gleicher Würde zu akzeptieren, offen für ihn zu sein und Vertrauen zu schenken. Nur so werden wir unseren Mitmenschen gerecht. Das schenkt ihnen Ansehen und Freiheit, gibt Mut zum Leben und eröffnet Lebensperspektiven.

Kirche auf Rädern - eine revuepassage

Martina Niegemann, 12. Juli 2024

Das jährlich stattfindende Stadtradeln ist am vergangenen Sonntag zu Ende gegangen. Ziel der Aktion: drei Wochen lang möglichst aufs Fahrrad wechseln und unserer Erde eine Menge Tonnen CO2 ersparen! Als Christen ist uns die Bewahrung der Schöpfung als Auftrag ins Buch der Bücher geschrieben: Gleich die ersten Seiten der Bibel handeln davon, mit der Schöpfung sorgsam umzugehen.

In der Gruppe "Kirche auf Rädern" habe ich mich auf den Radweg gemacht. Bereits am ersten Tag bin ich von der Altstadt am Rhein entlang bis nach Rhens und zurück geradelt. Schlaglöcher, Anstiegen und Kopfsteinpflaster führten dazu, dass ich Schmerzen hatte, von denen ich nicht wusste, dass es dort Muskeln gibt. Doch das besserte sich. Begegnungen: Da war der ältere Herr, der von seiner verstorbenen Frau erzählte, von der Sehnsucht nach seiner Heimatstadt Hamburg und von alten Zeiten. Wie gut, dass ich beim Stadtradeln alle Zeit der Welt zum Zuhören hatte. Ein anderes Mal kam mir ein völlig fassungsloser junger Jogger entgegen: Er sei von Nilgänsen angegriffen worden, die auf dem Uferweg "lauerten", sodass er gleich wieder umgekehrt sei. Die starke Zunahme dieser invasiven Arten wie Nilgänse, Wildgänse und Madarinentten ist im Übrigen ebenfalls dem Klimawandel geschuldet. 

Mein Fazit: Ein Lächeln und ein freundliches Wort wirken Wunder. Aber meistens wir nur übereinander geschimpft. Umso wichtiger ist es, dass die Stärkeren auf die Schwächeren Rücksicht nehmen. Wir alle zusammen müssen überlegen, wie wir unseren selbst gemachten Klimawandel stoppen oder besser noch: rückgängig machen können. Mit unserem Verhalten nehmen wir uns selbst die Luft zum Atmen und den Raum zum Leben.

Eine Aktion wie das Stadtradeln zeigt: Es geht auch anders. Und: Fahrradfahren stärkt die Muskeln, senkt den Blutdruck und setzt Glückshormone frei. Wenn das kein Grund zum Lächeln ist. 

Gedanken zur Halbzeit

Monika Kilian, 28. Juni 2024

Beim Fußball ist die Halbzeitpause der perfekte Moment, ein frisches Getränk zu besorgen, die Spielspannung zu unterbrechen und sich neu zu sortieren. Für die Mannschaften ist es die Chance, schnell und effektiv neue Kraft zu schöpfen und im Turbotempo die eigene Spielstrategie zu überdenken.

Die Halbzeiz der gesamten Fußball-EM an diesem Wochenende ist aber auch ein guter Moment, den Mannschaften Respekt zu zollen, die in der Vorrunde ausgeschieden sind. Bei einer Meisterschaft, in der alle siegen wollen und niemand gerne verliert, ist es bitter zu denen zu gehören, die abreisen müssen. Das sollten auch diejenigen nicht vergessen, die jetzt als die Erfolgreicheren mit vollem Elan um den Titel kämpfen oder für die eigene Mannschaft weiter die Fahnen schwenken.

Aber auch das Kalndererjahr "feiert" an diesem Wochenende Halbzeit. Unabhängig von der Fußball-EM ist auch dieses "Bergfest" in der Mitte des Jahres eine Möglichkeit, innezuhalten. Nicht zufällig wir im Kirchenjahr genau in der Zeit der Sommersonnenwende das Johannesfest gefeiert: der Namenstag dieses besonderen heiligen, von dem es heißt, dass er "der Vorbote Jesu" war, dessen Rolle und Bestimmung es war, auf Jesus hinzuweisen und den Weg für ihn vorzubereiten. Mitten im Sommer hat uns dieses Fest am 24. Juni schon darauf schauen lassen, was wir sechs Monate später feiern werden.

Solche "Halbzeitmomente", wie in der EM oder im Kalenderjahr, finde ich ganz persönlich auch mitten im Alltag - in der Mitte einer Konferenz, in der Mitte eines Projektes oder bei der Rst auf einem Wanderweg - und sogar beim Anblick eines Glases, verbunden mit der Frage, ob das Glas halb voll oder doch halb leer sei. Beides ist mir wichtig: der Blick auf die (noch) vorhandene, zu genießende Fülle und der Blick auf die (schon) entstandene Leere, die immer noch Platz für Nachdenklichkeit und für Neues schafft. 

Kinderschicksale - Weltweit

Alois Wehrhausen, 19. April 2024

Wir gewöhnen uns leider viel zu schnell an die schrecklichen Bilder und Reportagen des Krieges – überall auf der ganzen Welt.

Traurige, hungrige Kinderaugen blicken uns an! Kinder, die vergebens nach ihren Eltern suchen. Apathisch, traurig und hoffnungslos. In vielen unzähligen Kriegen, in Gaza, Somalia, Ukraine sind die Kinder am meisten betroffen. Sie verlieren ihre Kindheit, ihre Zukunft und oft genug ihr Leben.

Nicht selten werden sie sogar gezwungen selber eine Waffe zu tragen, um als Kindersoldaten in Rebellenarmeen zu kämpfen und sterben zu müssen.

 

Die deutsche Liedermacherin Bettina Wegner drückt es in ihrem Liedtext sehr treffend aus:

„Sind so kleine Hände, winzige Finger dran. Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße, mit so kleinen Zehen. Darf man nie drauf treten, können sie sonst nicht gehen.“

Kinder im Krieg, auf der Flucht – geschlagen und zertreten. Gezeichnet am ganzen Körper vom Krieg.

 

„Sind so kleine Ohren scharf und ihr erlaubt. Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.“

Ihre Ohren sind taub geworden, vom Gedröhn der Bomben.

 

„Sind so schöne Münder, sprechen alles aus. Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.“

Sind so klare Augen, die noch alles sehen. Darf man nie verbinden, können sie nichts verstehen.

Sprachlos sind die Kinder des Krieges geworden, oft fassungslos und sinnlos was sie sehen mussten. Grausamkeiten, die ihre Kinderseelen kaputt machen. Sie können es nicht verstehen, was alles in ihrem noch jungen Leben passiert.

 

„Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei. Darf man niemals quälen, gehen kaputt dabei.

Ist so ein kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht. Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.“

Gebrochene Körper, gebrochene Seelen, das Schicksal vieler Millionen Kinder auf dieser Welt. Wirtschaftliche Not, Krieg und Zerstörung. Sie können niemals Kind sein, müssen Erwachsen werden und haben nie die Gelegenheit eine gute Schule zu besuchen.

 

Die Kinder dieser Welt warten auf die Antwort der Erwachsenen, sie erwarten eine bessere Zukunft und sie haben es, weiß Gott verdient. Sie wollen von uns Erwachsenen Antworten auf ihre Fragen und den Mut, diese Welt zum besseren und friedlicheren Zusammenleben zu verändern. Sie erwarten Kindergärten und Schulen, keine Panzer und Drohnen. Sie erwarten Wasser und Nahrung und keine Kriegsworte.

 

Und so heißt in der letzten Strophe des Liedes von Bettina Wegner:

 

„Grade, klare Menschen wären ein schönes Ziel. Leute ohne Rückgrat, habe

n wir schon zu viel.

Eine Strophe, zum Nachdenken und Aufforderung an uns alle!

Ein Leben in Frieden und Freiheit 

Judith Weber, 20. März 2024

Am Wochenende war ich bei meinen Eltern und bin dort auf die Einladung eines Nachbarn gestoßen, der alle anderen Nachbarn herzlich zu seiner Geburtstagsfeier einlud. Die Einladung war überschrieben mit „75 Jahre in Frieden und Freiheit leben“. So äußerte sich der Jubilar dankbar darüber, dass er im Gegensatz zu seinen Vorfahren auf ein Leben in Frieden und Freiheit zurückblicken konnte. Als erster seiner Familie lebte er unbehelligt von Kriegen oder anderen Bedrohungen und dies will er nun mit seinen Nachbarn und seiner Familie feiern.  
Oft laufen wir durch das Leben und sind uns gar nicht unseres Glücks bewusst, dass wir in unserem Land genießen dürfen. Ja manchmal hakt es sicherlich an der ein oder anderen Stelle und es gibt Ärger mit dem Partner, den Kindern oder den Nachbarn. Doch im Großen und Ganzen denke ich, dass wir ein sicheres und gutes Leben hier in Deutschland haben. Die meisten von uns kennen Kriege zum Glück nur aus dem Fernsehen und können ihrem Leben ganz normal nachgehen. Wir können uns entfalten, unsere Meinung frei äußern. Niemand muss dieses Land verlassen, weil er oder sie nicht frei leben darf. Angesichts des nahenden Osterfestes würde ich dies gerne allen Menschen wünschen. Ein Leben in Frieden und vor allem in Freiheit sollte jedem gegönnt sein. Jesus sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Ein Motto, dass zu solch einer friedlichen Welt beitragen kann, wenn mehr Menschen dies beherzigen würden. Was wäre es doch für eine schöne Erde, in der wir alle so leben könnten, wie es der Nachbar meiner Eltern zu schätzen gelernt hat. Ob die Machthaber dieser Welt wohl irgendwann einsehen werden, wie unnütz es ist immer mehr zu wollen und die eigenen Interessen zu verfolgen, anstatt das notwendige zu tun und sich der Menschen wirklich anzunehmen? Ein Leben in Frieden und Freiheit, das wünsche ich einem jeden Menschen auf dieser Welt. Aber auch ein Leben in gegenseitigem Respekt. Denn nur wenn wir unser Gegenüber akzeptieren und ihm auf Augenhöhe begegnen, kann ein friedvolles Miteinander wirklich gelingen.  

Aufgerichtet werden

Matthias Olzem, 04. Februar 2024

Mich beschäftigt in letzter Zeit ein Satz, den ich gelesen habe: “Meine Aufmerksamkeit ist ein wertvolles Wirtschaftsgut und viele Menschen und Firmen kämpfen um dieses knappe Gut”. Mir fällt auf, dass im Internet und manchen Zeitungsüberschriften die Sprache immer dramatischer wird und Einzelfälle in der Darstellung oft so erscheinen, als ob jeder unmittelbar davon betroffen wäre. Emotional gepackt sollen wir lange dranbleiben für möglichst viel Werbung drumherum oder wir werden so verängstigt oder wütend gemacht, damit wir vorgegebene Dinge tun.

Dass wir so aufmerksam gegenüber Dramatischen, Sensationsträchtigen sind, lässt sich sogar erklären. Als unsere Vorfahren noch Jäger und Sammler waren, war es natürlich lebenswichtig, aufmerksam auf alles Ungewohnte und Merkwürdige zu sein, um von keinem wilden Tier erwischt zu werden. Das ist uns in Fleisch und Blut übergegangen und wird heute von der Wirtschaft und auch Menschenfängern im Netz genutzt, um unsere Aufmerksamkeit möglichst lange zu fesseln. Und weil es so automatisch geschieht, merken und hinterfragen wir es oft nicht einmal.

Gerade jetzt, wo auch immer mehr Meinungsmacher mich beeinflussen wollen, habe ich mir fest vorgenommen wieder mehr selbst zu bestimmen, wem meine Aufmerksamkeit gehört. Ein erster Schritt ist, bewusst zu ignorieren, was mich reißerisch, verschwörerisch, Menschen abwertend zu vereinnahmen versucht.

Und wem ich dann bewusst mein wertvolles Gut “Aufmerksamkeit” schenke, dazu hilft mir ein Text aus der Bibel, der am Wochenende in katholischen Gottesdiensten gelesen wird: Jesus sieht die Not eines Menschen, berührt ihn und richtet ihn auf. Ich schaue also bewusst auch auf Nachrichten, wo Menschen so berührt werden, dass sie sich aufgerichtet fühlen. Dabei wünsche ich uns allen, Menschen zu begegnen, die auch uns aufrichten, wenn wir es nötig haben und dass sich auch durch unser Reden und Handeln Menschen aufgerichtet erleben.

Gedanken lockern

Bitta Mies, 15. Dezember 2023

Vergangenen Montag, Parkplatz Maria Laach, kurz vor Vier. Wir sind bereit. Die ersten Studierenden trudeln nach und nach ein. Es dämmert schon. Meine Kollegin begrüßt zum Gang um den See. Ein Gang, der zu Gespräcen einlädt und ganz gezielt als Inhalt des Studiums gedacht wird.

Für mich passt diese Veranstaltung besonders gut in den Advent, weil es ums Unterwegssein und ums Ankommen geht. Den größten Teil der Strecke gehen wir im Dunkeln, manche gehen allein, andere zu zweit oder in kleineren Gruppen. Die Erfahrung aus unseren Adventsgängen ist: Die Welt wird im Dunkeln unmittelbarer, der Weg unwegsamer, die Gespräche intensiver. Im Dunkeln braucht es kein langes Vorgeplänkel. In den Gesprächen sind wir schneller ungefiltert bei dem, was gerade bewegt.

Eine Studentin erzähltm dass sie am Anfang ihres Studiums so großes Heimweh hatte. Jetzt sei sie in Koblenz angekommen und genießt es sehr, allein zu wohnen. Jemand anderes erzählt von Liebeskummer, gerade frisch getrennt und noch unsicher, wie es jetzt weitergehen kann. Eine Gruppe unterhält sich über den Druck im Studium und ist dankbar, ihn für diese Runde um den See zu unterbrechen. Eine wichtige Erfahrung der Laacher Seegänge ist: Wenn ich draußen unterwegs bin gemeinsam mit anderen, einfach laufe, meinen Körper spüre, und mit den anderen teile, was mich bewegt, und zuhöre, was sie mir erzählen, dann können sich Gedanken, an denen ich mich allein festgedacht habe, lockern.

Neue Perspektiven zeigen sich. Zurück auf dem Parkplatz, erschöpft und lebendig. Die ein oder andere Grenze ist erweitert worden: Die Reflexion im Anschluss macht deutlich, ich komme anders an, als ich losgegangen bin: Erleichtert, ermutigt, bestärkt. Das ist Advent. Ob am Laacher See oder anderswo wünsche ich Ihnen die Kraft des Unterwegsseins in den nächsten Tagen auf Weihnachten zu. 

Flagge zeigen?

Monika Kilian, 20. Oktober 2023

Die Aufforderung „Flagge zu zeigen“ bringt mich, sowohl im politischen als auch im religiösen Kontext, in Verlegenheit. Sie erschreckt mich sogar. Denn sie klingt in meinen Ohren kämpferisch-bedrohlich, nach Schlagabtausch mit einfachen Parolen.

 

Trotzdem sind es manchmal Bilder und Symbole, wie z.B. die Friedenstaube oder die Regenbohnenfahne, die mir helfen können, mit anderen ins Gespräch zu kommen - über die eigenen Wertvorstellungen und über wichtige gesellschaftliche Themen.

 

Eine solche Flagge, mit einem bildhaften Symbol, feiert am 20. Oktober 2023 ihren 76sten Geburtstag. Es ist die Flagge der Vereinten Nationen. Sie zeigt, in Umrissen skizziert auf himmelblauem Grund, die ganze bewohnte Erdkugel. Umkränzt und gehalten von zwei Olivenzweigen. Fast wie eine „Siegerehrung“ für die ganze Menschheit. Was für eine ausdrucksstarke Vision! In welchem krassen und schmerzhaften Kontrast zu dem, was wir gerade täglich sehen und hören?

 

Dazu passend fällt mir das sogenannte „Gebet der Vereinten Nationen“ ein, das in seiner ursprünglichen, längeren Fassung aus dem Jahr 1942 ein Gebet um Freiheit, gegen die Tyrannei ist:

„… Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen … .“ (von Stephen Vincent Benét).

In meiner Trauer und Hilflosigkeit angesichts des mörderischen Terrors und der vernichtenden Kriege weltweit, empfinde ich dieses Gebet als tröstlich, ermutigend. Es ist beinahe wie ein „Flaggschiff des Friedens“, an dem ich mich orientieren kann.

tunnelblick vermeiden

Matthias Olzem, 06. Oktober 2023

Ich weiß nicht, wie Sie es schon erlebt haben. Da nimmt jemand eine Situation, ein Gespräch, die Realität rundherum völlig anders wahr, als man selbst. Ein tolles Erlebnis wird zu einer unangenehmen Erfahrung, ein gutes Gespräch zu einem Schlechten und – ich habe den Eindruck öfter als vor der Coronazeit – ein Leben mit vielen Möglichkeiten, die ich

selbstbestimmt wählen kann, zu einem manipulierten Leben, das auf eine Katastrophe hinsteuert. Natürlich gab und gibt es immer die einen, die in allem Gutes sehen und für die das Glas halb voll ist, und die anderen, denen immer nur das Schlechte auffällt und für die das Glas immer halb leer ist. Aber wenn ich alles, was ich erlebe, als manipuliert erfahre und in eine immer katastrophenreichere Richtung deute? Wie kann Wahrnehmung so extrem unterschiedlich sein? Im Urlaub haben wir eine Ausstellung besucht, die Täuschungen und Illusionen, die uns unsere menschlichen Wahrnehmungsorgane bescheren, erlebbar macht: Ein feststehender begehbarer Steg in einer großen Röhre. Die Röhreninnenwand ist bunt beleuchtet, dreht sich und macht Geräusche wie ein Betonmischer. Sobald ich den Steg betreten habe und mich die drehende Röhrenwand ganz umgibt, glaube ich – nein, ich fühle ganz intensiv -, dass ich mich mit dem Steg drehe. Ich fühle mich stark gegen das linke Geländer des Stegs gedrückt. Ich kann nicht mehr gerade gehen, klammere mich an das Geländer und will nur schnell wieder heraus. Ich erlebe mit Haut und Haaren existentiell eine Realität, die objektiv nicht existiert. Meine kleine Tochter ging durch diese Röhre, war total begeistert und wollte unbedingt ein zweites Mal.

Klar, weil die Entwicklung ihres Gleichgewichtssystem noch nicht abgeschlossen ist, können sich Kinder noch ohne Probleme wild um ihre eigene Achse drehen, aber sie haben auch nicht so viele Vorerfahrungen und damit Vor-Urteile im Kopf wie Erwachsene. Für mich wurde deutlich: Ja, es ist möglich – je nachdem wie ich mein Umfeld wahrnehme - , dass ich Realität völlig anders sehe und fühle.

Es ist wirklich wichtig, mich immer wieder zu reflektieren, mir meiner Vor-Urteile bewusst zu sein, um einen “Tunnelblick” zu vermeiden, besonders dann, wenn er meine Gedanken, mein Sprechen und vielleicht auch mein Tun dunkel macht. Wenn ich wie ein Kind ein paar Schubladen weniger im Kopf hätte und die feste Erwartung, dass sich jeden Tag Gutes entdecken lässt, das wäre etwas.

 

AUS DER Zeit Gefallen

Judith Weber, 23. September 2023

Namensforscher gibt es schon seit langem und sie sind immer noch gefragt. Im Radio und im Internet werden sie angefragt und sollen Herkunft und Bedeutung der unterschiedlichsten Nachnamen herausfinden. Oftmals ist es spannend zu hören, woher die Namen stammen und was hinter ihnen steckt. Doch was ist eigentlich mit unseren Vornamen? Auch sie haben eine besondere Bedeutung und Geschichte und manchmal lohnt sich sicherlich auch der Blick auf den eigenen Vornamen. Wo kommt er her, und warum heiße ich so? Im katholischen Glauben gibt es dazu eine besondere Tradition, die heute gar nicht mehr so gelebt wird wie noch vor circa fünfzig Jahren: die Feier des Namenstages. Dieser Tag wurde früher oft anstatt des Geburtstags gefeiert. Manchmal wussten die Menschen gar nicht an welchem Tag sie eigentlich geboren wurden, sondern kannten nur ihren Namenstag, der jährlich gefeiert wurde. Er sollte an den Vorfahren aus der christlichen Tradition erinnern, der ebenfalls diesen Namen trug. Und irgendwie denke ich, ist es eine schöne Tradition an den und die Menschen zu denken, die bereits diesen Namen getragen haben und die vielleicht auch etwas bewegt haben oder sich für etwas Besonderes eingesetzt haben. In mancher Situation kann es sicherlich Kraft geben und weiterhelfen, wenn man an die anderen Menschen denkt, die den gleichen Namen getragen haben und von denen man weiß, dass sie so manche Situation vorbildlich gemeistert haben. Das müssen nicht immer die Heiligen sein, die von der Kirche anerkannt sind. Ich denke Heilige bzw. Vorbilder können auch Menschen sein, die tagtäglich Gutes tun und echte Vorbilder im Alltag sind. Eben besondere Menschen von heute. In unsere Familie feiern wir an diesem Wochenende den Namenstag unserer Tochter Elisabeth, die nicht nur nach der Heiligen Elisabeth benannt wurde, sondern auch nach ihrer Uroma, die immer fröhlich und gut gelaunt durch ihr Leben ging und in jeder Lebenssituation ein Lied auf den Lippen hatte. Vielleicht eine gesunde Lebenseinstellung, nach der man sich richten kann. Auf jeden Fall wünsche ich allen Namenstagskindern an diesem Wochenende einen gesegneten Namenstag.

 

Gewitter in Mir

Giulia Hardieß. 30. Juni 2023

Wenn ich zurückblicke auf die letzten Wochen, erinnere ich mich gut an den Donnerstag. An den Tag, an dem Unwetter gemeldet war. Ganz ehrlich, ioch habe mich gefreut au den regen. Ich stand an meinem Küchenfenster und habe in den Himmel geschut und konnte die dunklen, schweren und aufgebauschten Wolken betrachten, wie sie ineinander übergingen und sich Stück für Stück am Himmel in eine andere Richtung bewegten. Ich war völlig fasziniert von diesem Naturschauspiel, was sich da über mir ereignete, Und gleichzeitig hatten die Wolken etwas Bedrohliches an sich. Etwas Aufwühlendes. Aufwühlend kann unser Leben auch ganz oft sein und das aus unterschiedlichen Gründen. Aufwühlen, weil sich gerade ganz viel ereignet, aufwühlen, weil wir auf Entscheidungen warten, aufwühlend, weil wir merken, dass Mensche in unserem Umfeld aufgewühlt sind. Wann findet also Gewitter bei mir statt? Wann blitzt und donnert es, und wann zieht das Gewitter wieder vorbei? Was hilft mir in Gewitterzeiten?

In diesen Gewitterzeiten bin ich froh zu wissen: Ich kaann auf etwas vertrauen, das mir zum einen unbegreiflich ist, aber doch oft sehr nah ist. Mein Glaube an Gott. Gott als jemand, der da ist. Da ist in allen Zeiten des Lebens und mich begleitet im Gewitter und aus dem Gewitter auch wieder hinaus in den Sonnenschein. In den Sonnenschein des Lebens. In die Zeiten, in denen ich mich erfüllt fühle von allem um mich herum. ie kleinen Sonnenscheinmomente des Alltags. Wenn ich mich über die Landschaft freue, in der ich lebe, wenn ich etwas Gutes essen kann, neue Menschen kennenlerne und ich dankbar sein darf für mein Leben. Gewitter in mir ist also auch etwas, wofür ich dankbar sein kann, denn Gewitter bringt mich auch wieder ins Fragen, zu Entscheidungen, zu Unerwartetem und zu dem, wo ich gern hinstrebe. Zu einem Leben, das mich auf unterschiedliche Art und Weise glücklich macht. 

 

dankbar sein

Matthias Olzem, 06. Oktober 2019

„Dankeschön!“ – „Ach, ist doch selbstverständlich!“ Kommt Ihnen dieser Wortwechsel nicht auch bekannt vor?

Aber was ist selbstverständlich? Einen Fehler zugeben; eine Entschuldigung akzeptieren; sehen, wo Hilfe gebraucht wird; die Schwäche eines anderen nicht ausnutzen und mit eigenen Stärken andere unterstützen; den Mund einmal halten, wenn Worte beleidigen, Unzufriedenheit säen oder Aggressionen schüren würden, ihn aber auch lautstark benutzen, wenn es ungerecht zugeht; die Umwelt möglichst wenig mit Müll, durch Energieverbrauch und Schadstoffe belasten; ein anerkennendes Wort; ein freundlicher Gruß; sich nicht vordrängeln, einmal jemand den Vortritt lassen, anderen etwas gönnen usw. usw.

Für etwas, das ich für selbstverständlich halte, brauche ich nicht dankbar zu sein. Es ärgert mich sogar, wenn meine Erwartung nicht eintrifft.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass für etwas dankbar zu sein und anderen Dankbarkeit zu zeigen, eine sehr positive Wirkung auf den Menschen haben. Es verändert unseren Blick auf die Welt und lindert Stress, negative Gefühle, verbessert die sozialen Fähigkeiten und unterstützt unsere Gesundheit.

An diesem Wochenende wird in vielen christlichen Gemeinden das Erntedankfest gefeiert. Ob der Apostel Paulus schon die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien vorausahnte, wenn der den Christen in Thessalonich schreibt: „Dankt für alles“ (1 Thess 5,18)? Auf jeden Fall kann das Erntedankfest dazu anregen immer mal wieder die persönliche Ernte anzuschauen, sie nicht als selbstverständlich zu nehmen und Danke zu sagen für gute Worte, erlebten achtsamen Umgang, Hilfe, Anerkennung und natürlich auch für die Möglichkeit, die Früchte der Natur in den unterschiedlichsten Formen genießen zu können – und wenn das auch noch unsere Gesundheit fördert…