Glauben (er)leben
GLAUBEN & LEBENSBEGLEITUNG
in Gottesdiensten und Seelsorgeangeboten
Für Ihre Persönliche Spiritualität
Anregungen & Impulse
Hier finden Sie Anregungen und Impulse aus dem Pastoralen Raum, dem Bistum Trier
sowie hilfreiche Links zu externen Angeboten.
WOCHENIMPULS
Jede Woche schreiben Seelsorger:innen aus dem Pastoralen Raum Koblenz im Lokalteil der Rheinzeitung und im LokalAnzeiger einen Kurztext. Die Texte, die uns von den Verfasser:innen zur Verfügung gestellt werden, sind hier veröffentlicht. Lassen Sie Ihre Gedanken anstossen und den Glauben mit dem Alltag verbinden.
meinen hass bekommt ihr nicht
Monika Kilian, 13. Oktober 2024
Warum hat der Aufruf zu Rache und Vergeltung zwischen den Völkern oder die Diskriminierung bestimmter Menschen oder Menschengruppen innerhalb unserer Gesellschaft so ein leichtes Spiel mit uns?
Mir fällt dazu eine alte Geschichte ein, die ein weiser Indianer seinem Enkel am Lagerfeuer erzählt: Zwei Wölfe liegen im ständigen Streit miteinander. Der eine Wolf steht für all das Böse in der Welt, für Hass, Gewalt, Selbstsucht und Gier …, der andere steht für das Gute, für Mitgefühl, Wohlwollen, Großzügigkeit und Aufrichtigkeit. Das Enkelkind will wissen, welcher der beiden Wölfe am Ende den Kampf gewinnen wird? Die Antwort des Großvaters lautet: „Der Wolf, den du fütterst!“
Das leuchtet mir ein. Hass, Neid und Rivalität werden größer in mir, wenn ich diese durch entsprechende Gedanken, Parolen, Argumente „füttere“. Umgekehrt spüre ich, wie aufbauend es ist, wenn gute Nachrichten mein Mitgefühl „nähren“. Eine solche wohltuende Geschichte ist für mich der berühmte Text „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ von Antoine Leiris (2015/2016), dem Vater eines siebzehn Monate alten Babys, der beim Terroranschlag in Paris am 13.11.2015 seine geliebte Frau verloren hat und sich danach öffentlich verweigert hat, die Attentäter dafür zu hassen.
Eine andere ermutigende Geschichte ist für mich die #Peacebell-Initiative von Michael Patrick Kelly (Musiker und Friedensaktivist): „Wenn wir Metalle aus gebrauchten Waffen in eine Glocke umschmieden, dann nur, um damit auch Hetze und hasserfüllte Herzen in gegenseitigen Respekt umzuschmieden.“
Auch die Stadt Koblenz hat sich eine eigene „Peacebell“ mit Munitionsfunden aus der hiesigen Region gießen lassen. Diese Glocke kann in der Citykirche Koblenz am Jesuitenplatz besichtigt werden. Ihrem Klang nachzuspüren (vorsichtig mit einem Filzklöppel angeschlagen!), bietet mir die Chance, den „guten Wolf“ in mir zu füttern und Hass und Hetze etwas Heilsames entgegenzusetzen.